Unser Unterricht beginnt, wenn Konzentration am höchsten ist

Schulzeiten

Die Frage der Eulen und Lerchen

Die Frage nach den besten Lernzeiten für Kinder und Jugendliche gewinnt im Bildungswesen zunehmend an Bedeutung. Chronobiologische Forschung und Erkenntnisse der Kognitionspsychologie zeigen, dass der Nachmittag und Abend besonders vorteilhaft für das Lernen sein können, insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene. Eine nachmittags beginnende Unterrichtszeit bietet sich daher als optimale Struktur für Online-Schulen an, die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Zeitzonen vereinen. Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile des späten Lernens und stellt relevante Studien vor, die diesen Ansatz unterstützen.

Traditionelle Schulzeiten, die oft am frühen Morgen beginnen, widersprechen zunehmend den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Lernfähigkeit von Jugendlichen. Der menschliche Biorhythmus ist komplex und entwickelt sich in verschiedenen Altersstufen unterschiedlich. Studien zeigen, dass Lernende, insbesondere im Jugendalter, ihre kognitiven Höchstleistungen am Nachmittag und Abend erreichen. Diese Erkenntnisse haben wichtige Implikationen für Online-Schulen mit internationalem Schülerstamm, wie beispielsweise Online-Schulen in Europa, die einen Unterrichtsbeginn am Nachmittag oder frühen Abend festgelegt haben, um ihren Schülern ein optimales Lernumfeld zu bieten.

Chronobiologie und kognitive Höchstleistungen:
Die Vorteile des Nachmittag- und Abendunterrichts
Chronobiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der zirkadiane Rhythmus bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einer Weise verschiebt, die sie zu sogenannten „Eulen“ macht, die später am Tag wach und leistungsfähig werden. Carskadon et al. (1993) und Hagenauer et al. (2009) zeigten in ihren Studien, dass der zirkadiane Rhythmus im Jugendalter eine Verschiebung erfährt, die späte Abendstunden als Schlafenszeit bevorzugt und erst ab dem späten Vormittag oder frühen Nachmittag eine optimale kognitive Leistungsfähigkeit zulässt. Für Schüler in Online-Schulen, die nachmittags starten, bietet dies ideale Voraussetzungen, da die Lernzeiten mit den biologisch festgelegten Leistungshochphasen übereinstimmen.

Gedächtniskonsolidierung durch Schlaf: Lernen am Abend als Vorteil
Die Gedächtniskonsolidierung ist ein kritischer Aspekt des Lernprozesses. Mehrere Studien zeigen, dass Schlaf eine wichtige Rolle dabei spielt, neue Informationen zu speichern und im Langzeitgedächtnis zu verankern. Diekelmann und Born (2010) fanden heraus, dass die Verknüpfung von Lernen und Schlaf besonders dann wirksam ist, wenn der Lernprozess kurz vor dem Schlafengehen stattfindet. Durch Abendunterricht kann die anschließende Schlafenszeit von Schülern in Online-Schulen genutzt werden, um das Gelernte optimal zu verarbeiten. Ein Unterrichtsstart um 14:00 Uhr (deutscher Zeit) bietet europäischen Schülern somit eine Lernzeit, die perfekt mit der späteren Gedächtniskonsolidierung korrespondiert und die Verarbeitung von Inhalten fördert.

Spiel und Pausen für jüngere Kinder: Optimale Lern- und Erholungsphasen
Für jüngere Kinder wird oft ein strukturierter Tagesablauf empfohlen, der Spielzeit und Ruhephasen, wie Mittagsschlaf, mit einbezieht. Untersuchungen von Gómez und Edgin (2015) weisen darauf hin, dass der Mittagsschlaf bei Kindern die kognitive Flexibilität und Gedächtniskonsolidierung steigert, was zu einer besseren Lernleistung nachmittags führt. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass ein nachmittags beginnender Unterricht auch für jüngere Kinder vorteilhaft ist, sofern er nach einer Spiel- und Ruhepause angesetzt ist, die auf natürliche Erholungsphasen abzielt.

Mögliche Auswirkungen eines frühen Schulbeginns:
Chronische Belastungen durch Schlafmangel
Frühe Schulanfangszeiten, oft vor 8 Uhr morgens, stellen besonders für Jugendliche eine Belastung dar und können zu Schlafmangel und langfristigen gesundheitlichen Problemen führen. Wheaton et al. (2016) berichteten in einer breit angelegten Studie der CDC, dass Schlafmangel bei Jugendlichen mit verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit, Depression und einer erhöhten Anfälligkeit für gesundheitliche Probleme korreliert. Eine nachmittags beginnende Unterrichtsstruktur kann dazu beitragen, die Schlafbedürfnisse besser zu erfüllen und die kognitive Leistungsfähigkeit zu maximieren, indem sie den biologischen Bedürfnissen der Jugendlichen besser entspricht.

Praktische Implikationen für Online-Schulen mit internationalem Schülerstamm
Online-Schulen, die Schüler in mehreren Zeitzonen vereinen, profitieren von einem nachmittäglichen Unterrichtsstart, der den biologischen Präferenzen europäischer Schüler entgegenkommt und gleichzeitig Schülern in anderen Zeitzonen wie Amerika oder Russland eine angenehme Lernzeit ermöglicht. Ein Unterrichtsbeginn um 14:00 Uhr deutscher Zeit stellt sicher, dass die Schüler in Europa und international in einer kognitiv vorteilhaften Phase lernen können. Studien zeigen, dass das Lernen in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden die Gedächtnisleistung steigern kann, während internationale Schüler von einer angepassten, komfortablen Unterrichtszeit profitieren.


Schlussfolgerung
Die Anpassung des Unterrichts an die natürlichen Biorhythmen von Schülern, besonders für eine international ausgerichtete Online-Schule, kann die Effektivität und das Wohlbefinden der Lernenden steigern. Die Forschung in den Bereichen Chronobiologie und Gedächtniskonsolidierung unterstützt den Ansatz, dass ein Nachmittag- und Abendunterricht besonders für Jugendliche und junge Erwachsene die optimale Lernzeit bietet. Die Nutzung dieser Erkenntnisse könnte die Leistungsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden der Schüler langfristig fördern.

Es ist zu beachten, dass die optimale Lernzeit individuell unterschiedlich ist und von Faktoren wie Alter, Schlafgewohnheiten und individuellen Präferenzen abhängt. Die vorliegenden Befunde widersprechen jedoch dem traditionellen Ansatz, der den Vormittag als die einzig effektive Lernzeit für Kinder und Jugendliche favorisiert. Historisch gesehen wurden frühe Schulzeiten weniger aus pädagogischen Überlegungen etabliert, sondern in erster Linie an die Arbeitszeiten der Eltern angepasst. Angesichts aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Chronobiologie und Kognitionspsychologie bietet es sich an, alternative zeitliche Modelle wie den Nachmittagsunterricht zu berücksichtigen, um die Lernpotenziale der Schüler optimal auszuschöpfen.

Literaturverzeichnis

  • Carskadon, M. A., et al. (1993). "A prospective study of sleep patterns and daytime sleepiness during adolescence." Developmental Neuroscience, 31(4), 276-284.
    Gómez, R. L., & Edgin, J. O. (2015).

  •  Journal of Youth and Adolescence, 22(5), 453-469.
    Hagenauer, M. H., et al. (2009). "Adolescent changes in the homeostatic and circadian regulation of sleep."

  • Diekelmann, S., & Born, J. (2010). "The memory function of sleep." Nature Reviews Neuroscience, 11(2), 114-126.

  • Wheaton, A. G., et al. (2016). "School start times, sleep, behavioral, health, and academic outcomes: a review of the literature." Journal of School Health, 86(5), 363-381.

  •  "The role of sleep in early cognitive development." Child Development Perspectives, 9(3), 183-189.